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Philosophie

Diese Zeit steht für einen Umbruch im Klavierbau. Zum einen erreichte das Wiener Klavier seinen Höhepunkt. Zum anderen wurden neue Innovationen im Bereich der Mechanik und Statik entwickelt, die die Entwicklung zu mehr Zugkraft und Brillanz im Ton beschleunigten. Klavierbaufirmen dieser Zeit wie Bösendorfer, Ehrbar oder Streicher, unterschieden sich untereinander drastisch. Auch innerhalb eines Unternehmens wurden Flügelmodelle mit unterschiedlichen Konstruktionsarten angeboten. Somit konnten zum Beispiel die eher konservativen Metall-Anhangsplatten mit dem Gusseisenrahen, die Gerade- mit der Kreuzbesaitung, die Wiener- mit der Reptetionsmechanik, koexistieren. Die Vielfältigkeit im Klang spiegelt sich auch im Äußeren wieder. Somit sind alle Instrumente mit unterschiedlichen wertvollen Hölzern furniert und anschließend mit der aufwendigen Schellack Politur versehen worden.

Die Nachfrage für all diese Modelle zeigt, dass auch bei den Musikern ein Verständnis und ein Interesse für diese Diversität bestand. Dies zeigt auch folgendes Zitat von Felix Medelssohn Bartholdy, welcher mit dem Gedanken spielte sich einen Streicher Flügel zu bestellen. Dieser sollte folgende Eigenschaften besitzen:

„Er muß 6½ Oktaven haben, u von Mahagony sein, jedoch ohne beson-

dere Zierathe u Züge. [….] Ich wünschte es nicht allzu schwer in der Spielart

und hell und kräftig im Ton. Auch denke ich dann mir für meinen eignen

Gebrauch zum öffentlichen Spielen einen Ihrer Flügel kommen zu lassen, da

mein Englischer sich nicht zu allen Compositionen im Concertsaal eignet."

(Felix Mendelssohn Bartholdy an Johann Baptist Streicher, 19. Februar 1839, ÖNB (Hs) Sign: 126/99-2.)

Kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert neigte sich jedoch das Wiener Klavier dem Ende zu. Zahlreiche Klavierbauer mussten ihre Geschäfte schließen. Die schweren Krisen der zwei Weltkriege ließen nur wenige Reste einer vormals blühenden Tradition übrig.

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